KafkaKant SoSe 24 (12) Höffe

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Medienaktionen
  • hochgeladen 19. Juli 2024

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Otfried Höffe (Philosophisches Seminar, Eberhard-Karls-Universität Tübingen)
Was hat Kants Ethik uns heute noch zu sagen?

Zwei Elemente von Kants Ethik sind allbekannt und ohne Zweifel immer noch aktuell. Das eine Element besteht in der Kritik sowohl an der Eudaimonie, der Glückseligkeit, und der Theonomie, der Gesetzgebung Gottes, als Moralprinzipien. Denn in Wahrheit verdanken sich moralische Grundsätze der Autonomie, der Selbstgesetzgebung des Willens. Das andere Element ist der kategorische Imperativ. Danach sind moralische Grundsätze uneingeschränkt gültige Verbindlichkeiten, eben kategorische Imperative. Deren Kriterium liegt in der strengen Verallgemeinerbarkeit, der Universalisierbarkeit, der subjektiven Grundsätze unseres Handelns, der Maximen.
Nicht minder aktuell sind noch weitere Elemente. Zu ihnen gehört eine Verbindung von Bescheidenheit mit einer demokratischen Grundhaltung: Philosophen entdecken keine neue Moral, sondern bringen lediglich das allen Menschen bekannte und von ihnen allen anerkannte Moralbewusstsein auf den Begriff. Ferner gibt es allem Vernünfteln zum Trotz kein Recht (!), aus Menschenliebe zu lügen. Weiterhin gibt es im Gegensatz zur heute beliebten Verkürzung der Ethik auf eine Sozialethik auch Pflichten des Menschen gegen sich selbst. Nicht zuletzt kann man mittels eines genialen Gedankenexperiments, des sogenannten Faktums der Vernunft, zeigen, dass wir sogar unter Androhung einer Todesstrafe fähig, freilich nicht immer ebenso bereit sind, das moralisch Richtige zu tun.

Referent/in:

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Otfried Höffe (Philosophisches Seminar, Eberhard-Karls-Universität Tübingen)